Eines der besten Open-World-Spiele auf Steam wurde von einem Mann entwickelt und kostete ihn 12 Jahre (2024)

Entwickler Chris Hunt arbeitete 12 Jahre lang an seinem Spiel, Kenshi. Zunächst alleine, dann konnte er sich ein kleines Team aufbauen. Heute ist das Survival-RPG ein Hit auf Steam. Wir von MeinMMO erzählen euch, wie es dazu kam.

Was ist das für ein Spiel? Kenshi ist ein raues Sandbox-RPG, das ohne eine lineare Erzählung auskommt. Statt in die Rolle eines Helden kämpft man als ein einfacher „Niemand“ ums Überleben. Ob man dabei als Dieb, Farmer, Abenteurer oder Warlord auftritt, oder als Kannibalen-Futter endet, liegt am Spieler.

Das RPG befand sich ganze 12 Jahre in der Entwicklung und wurde überwiegend von einem einzigen Mann erschaffen. Heute steht es auf Steam mit 95 % Empfehlungen bei äußerst positiv und zählt damit zu den am besten bewerteten Open-World-Spielen.

Kenshi: Offizieller Trailer zum Open-World-RPG

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Der Beginn einer 12 Jahre langen Reise

Wie fing es an? Als Chris Hunt mit der Arbeit an Kenshi begann, arbeitete er nebenbei als Wachmann, um über die Runden zu kommen. Eine konkrete Inspiration hatte er nicht, lediglich seine eigenen Erfahrungen als Gamer. Ebenso wenig verfügte er über eine formelle Ausbildung im Bereich Game-Design. Er brachte sich alles selbst bei.

Studiert hatte er Musik-Technologie. Das Spiele-Machen brachte er sich selbst bei: “Ein Buch hier, ein Tutorial da.” Die ersten 6 Jahre hätten vor allem aus lernen, üben und scheitern bestanden, verriet er Leviathyn.

Gegenüber GameSkinny sagte er 2017, abgesehen von den technischen Voraussetzungen sei es nicht anders, als wenn jemand ein Buch schreiben oder einen Film drehen wolle: „Man braucht nur die Motivation, um jeden Tag daran zu arbeiten, ohne sich zu langweilen. Wenn man genießt, was man tut, wird man kein Problem haben.“

Den nötigen Antrieb für die Arbeit an Kenshi erhielt Hunt dadurch, dass es „das Spiel seiner Träume“ war. Es zu entwickeln mache ihm mehr Spaß, als selbst zu zocken, verriet er gegenüber Siliconera. Kenshi sollte das „ultimative Spiel“ werden, das alle Vorlieben von Hunt in sich vereinen sollte.

5 bis 6 Jahre lang habe er ganz alleine an Kenshi gearbeitet – angesichts der Größe des Spiels ein massives Unterfangen. Eine erste Version des RPG stellte er komplett in Eigenarbeit her. Die sei allerdings deutlich gröber und unfertiger gewesen.

Vom Solo-Dev mit Nebenjob zum eigenen Team

Wie verlief die Entwicklung? Nachdem er bereits einige Jahre in sein Projekt gesteckt hatte, war Hunt in der Lage, eine Finanzierung für Kenshi zu erhalten. 2013 ging das RPG schließlich in den Early Access. Der Entwickler vertrieb das Spiel zunächst über eine eigene Website, ehe es über das mittlerweile eingestellte „Greenlight“-Programm auf Steam landete.

Durch die Einnahmen aus den Early-Access-Verkäufen war Hunt schließlich in der Lage, seinen Nebenjob aufzugeben und Vollzeit an Kenshi zu arbeiten. Außerdem konnte er es sich leisten, Verstärkung einzustellen. Mittlerweile ist er Lead-Designer seines Studios Lo-Fi Games.

Welche Schwierigkeiten gab es? Die Finanzierung war zwar durch den Erfolg des Early Access soweit gesichert, dennoch standen Hunt und sein Team noch vor der Herausforderung, das Spiel auch wirklich fertig zu bekommen.

Geld sei keine Motivation gewesen, so der Entwickler. Er habe sich die Zeit nehmen können, Kenshi mit den Einnahmen aus Steam-Verkäufen zu finanzieren. Einen gewissen Druck gab es jedoch dadurch, dass das RPG bereits zugänglich für die Spieler war.

Somit musste er sich an zeitliche Vorgaben halten und sich beim Hinzufügen von Features etwas zurückhalten.

Roboter, Sexismus und Prothesen

Welche Aspekte des Spiels waren besonders kniffelig? Das schiere Ausmaß von Kenshi brachte Herausforderungen mit sich. Im Gespräch mit Game Analytics sagte er, die Welt sei größer als die von Witcher 3, und das sei für viele Leute ein Maßstab für eine große Spielwelt.

So eine große Welt muss gefüllt werden, damit sie nicht allzu leblos und karg wirkt. Als kleines Team stand Lo-Fi Games jedoch nur eine begrenzte Menge an Assets zur Verfügung. Hunt musste die Kreaturen und Modelle also wohlüberlegt verteilen. Dafür unterteilte er die Welt in verschiedene Regionen und Kulturen.

Das hat auch Auswirkungen auf das Gameplay: Betritt man eine Region mit einem Roboter oder einer rein weiblichen Gruppe, könnte es je nach lokal vorherrschender Kultur zu Feindseligkeiten oder sogar Angriffen kommen.

Auch an anderen Stellen zeigt sich Hunts Liebe zum Detail. So gibt es ein ausgeklügeltes Medizin-System: Wer im Kampf ein Körperteil verliert, kann es durch eine Prothese ersetzen lassen. Dadurch sollen Spieler auch ermutigt werden, aus Fehlern zu lernen.

Das Dialog-System erforderte ebenfalls viel Arbeit, denn es reagiert dynamisch auf bestimmte Gegebenheiten, wie das Geschlecht des Gegenübers, den Gesundheitszustand der Spielfigur oder die Anwesenheit von Gegnern.

Um das alles zu bewerkstelligen, setzte Hunt auf generative Programme, die beispielsweise zufällige Charaktere erstellen können. Dennoch musste er auf einige Features verzichten. Tiere, die sich in freier Wildbahn paaren oder defäkieren, schafften es leider nicht ins Spiel (via Reddit).

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Vom Musik-Techniker zum Wachmann zum Steam-Hit

Was war das Ergebnis der langen Entwicklungszeit? Am 6. Dezember 2018 feierte Kenshi schließlich den endgültigen Release. Zu diesem Zeitpunkt galt es bereits als Bestseller, drehte zum Launch aber nochmal richtig auf. Am 19. Dezember 2018 führte es sogar die Top-Seller auf Steam an (via Reddit). 2020 war es mehr als eine Million mal verkauft worden (via PC Gamer).

Wie kommt Kenshi an? Laut Hunt gehen die Meinungen zu Kenshi weit auseinander. Leute, die etwas mit dem eigenwilligen Konzept anfangen können, würden hunderte Stunden reinstecken. Andere kämen gar nicht erst richtig rein.

Denn in Kenshi fängt man schwach an: Rennt man gleich am Anfang auf eine Horde Banditen zu, erwartet einen nicht etwa schwaches Kanonenfutter. Man wird erst einmal ordentlich vermöbelt. Das entspricht Hunts eigenem Geschmack. Er mag keine Spiele, die einen „an der Hand halten.“

Zugleich lässt sich auch eine Parallele zur Entstehung des Spiels erkennen: Denn auch Hunt fing mit wenig an, eignete sich langsam Wissen an und schuf schließlich etwas ganz Besonderes.

Wie geht es für Hunt weiter? Lo-Fi Games arbeiten an einem Prequel zu Kenshi, das 1.000 Jahre vor den Ereignissen des ersten Spiels spielen soll. Allerdings hält sich das Studio recht bedeckt, was Updates zum Verlauf der Entwicklung angeht.

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Fans rechnen mit einem Release frühestens 2025 – und das voraussichtlich auch nur im Early Access. Hunt ist eben jemand, der sich lieber Zeit mit seinen Spielen lässt, um dafür ein fertiges und zufriedenstellendes Produkt herausbringen zu können. Eine Kunst, die viele AAA-Studios heutzutage verlernt zu haben scheinen.

Wenn die Entwicklung des ersten Teils ein Maßstab ist, könnten wir uns also noch einige Zeit gedulden müssen, ehe wir erneut in die Welt von Kenshi abtauchen können.

Chris Hunt ist nicht der einzige Solo-Dev, der sich an einer ambitionierten Open-World versuchte:

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